Ich will hier meine Erfahrungen mit WLAN unter LINUX schildern.
(Eigentlich sind es nur Erfahrungen mit Installationsversuchen.)
Eine kurze Zusammenfassung ist am Ende des Artikels.
Nach mehrtaegigen, erfolglosen Bemuehungen WLAN unter LINUX
zu installieren, fand ich, als ich im Internet nach Hilfe suchte,
ein Forum. Ein Nutzer schrieb dort vor einigen Tagen:
"Wlan noch immer großes Problem unter Linux"
worauf ein Dr.SuSe antwortete
"dieses Vorurteil hält sich irgendwie hardnäckig,
obwohl es nicht mehr zutreffen ist."
http://www.computerhilfen.de/forum/index…c,146320.0.html
Daraufhin war es mir ein Beduerfnis, meine Erlebnisse kundzutun.
Ich habe seit 1999 verschiedene eigene Notebooks (Dell, Sony)
mit den jeweils aktuellen RedHat/Fedora Distributionen administriert.
Ich wuerde mich selbst als fortgeschrittenen Linux-Anwender bezeichnen.
Ich kann z.B. LAN-Verbindungen einrichten und eigene Kernel
kompilieren. Die Dinge, die ich unter LINUX brauchte, habe ich
bislang stets selbststaendig, wenn auch mit etwas Muehe, hinbekommen.
Bei den WLAN-Versuchen unten hatte ich einen SONY VAIO PCG GRV 516G
und Fedora 5 bzw. 6 und KDE.
1.Versuch
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Im August 2006 lieh ich mir von meinem Administrator fuer eine
Dienstreise eine ELSA Airlancer. Die Installation unter Windows XP
ging innerhalb von 2 Minuten problemlos vonstatten. Ich ging dann
zum Access-Point und konnte auf Anhieb eine Verbindung einrichten.
Einige Tage spaeter wollte ich das WLAN im Hotelzimmer nutzen.
Unter XP steckte ich die Karte ein. Es oeffnete sich ein Menue mit
allen verfuegbaren Netzen. Ich klickte das staerkste Netz an und
wurde nach einem WEP gefragt. Ich wusste zwar nicht, was ein WEP
ist, aber im Zimmer habe ich einen Zettel mit Hotelinfos gefunden,
worauf ein WEP stand. Nach dessen Eingabe funktionierte die
Verbindung. Damit hatte ich nach 2 Minuten Einrichtungszeit eine
WLAN-Verbindung.
Wegen ssh/scp brauchte ich jedoch auch eine WLAN Verbindung unter
Linux (Fedora 5). Ich steckte die Karte ein, und ausser eine
lapidaren Meldung "pccard inserted" bei dmesg ist erstmal nichts
passiert. Es wurde auch kein Kernelmodul geladen. Ich konnte mich
dunkel erinnern, dass bei dem Tool system-config-network eine
Menuepunkt zur Einrichtung von WLAN existiert. Also rief ich
system-config-network auf, und versuchte, die Verbindung einzurichten.
Meine Karte war natuerlich nicht mit aufgelistet, und ich versuchte,
eine aehnliche Karte auszuwaehlen. Der grosse Schock (vgl. aktuelle
Rexona Werbung) war die Frage, ob ich die Karte im "Ad-Hoc",
"Managed" oder "Auto"-Modus betreiben will. Da das fuer mich alles
boehmische Doerfer waren, versuchte ich herumzuprobieren, bis es
klappt. Teilweise wurde ich dabei mit der Fehlermeldung "no link
present... check cable" zum Narren gehalten. Nach einer Weile fand
ich heraus, dass Linux offenbar versuchte, das Kernelmodul xircom_cb
fuer die ELSA Airlancer zu benutzen. (Ich hatte vorher mal eine
Xircom-Karte fuer LAN und Modem benutzt.) Ich lud das orinoco modul
manuell, aber das brachte keinen Erfolg. Ich versuchte dann auch
kwifimanager und das Tool im KDE-control-center. Alles in allem habe
ich mich zwei Stunden lang durch Menues geklickt, logfiles analysiert
und Konfigurationsfiles manuell editiert. Ich habe zu keinem
Zeitpunkt eine Menue mit den verfuegbaren Netzen gesehen.
Es war voellig unklar, wo ich den WEP haette eingeben koennen.
Ich habe entnervt aufgegeben, das Ganze hat mich zwei Stunden
Schlaf gekostet.
An naechsten Tag habe ich unter XP putty installiert, so dass
ich unter XP neben dem WLAN auch ssh/scp zur Verfuegung hatte,
und nicht mehr auf LINUX angewiesen war. Mit der ELSA Airlancer
unternahm ich unter LINUX keine Versuche mehr.
2. Versuch
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Ende Dezember 2006 kaufte ich eine Netgear WPNT511 RangeMax.
Die Installation unter XP ging in wenigen Minuten vonstatten,
und an der Uni konnte ich wie bei der ELSA Ailancer auf Anhieb
eine Verbindung herstellen. Die Karte machte unter XP allerdings
einige Probleme. Wenn ich sie herausnahm und sofort wieder
einsteckte, dann stuerzte XP komplett ab. Ansonsten funktionierte
die Karte jedoch, ich musste nur zwischen den Herausnehmen und
Wiedereinstecken einige Minuten warten, so dass ich die Karte
unter XP als "eingeschraenkt benutzbar" einstufen wuerde.
Unter Linux wurde die Karte zunaechst nicht erkannt. Im Menue zur
Kernelkonfiguration fand ich nichts brauchbares, und auch Tools wie
kwifimanager brachten nichts. In Internet fand ich heraus, dass
aehnliche Karten (WPN511) von Madwifi unterstuetzt werden, und ich
installierte Madwifi. Madwifi liess sich nicht compilieren,
da das aktuelle Madwifi-Release (Dez 2006) nicht mit dem aktuellen
Kernel (2.6.19) kompatibel ist. Mit einigem Aufwand fand ich heraus,
das dieses Problem im Madwifi-Trunk behoben ist. Ich installierte
den neuesten Madwifi-Trunk, dann klappte das compilieren. Dann
fand ich jedoch schnell heraus, dass die WPNT511 keinen Atheros-,
sondern einen AIRGO-Chipsatz hat, und somit Madwifi fuer meine
Karte nutzlos ist. (OK, es war mein Fehler, Madwifi fuer diese Karte
zu installieren)
AIRGO stellt Tools fuer Linux bereit. Diese sind allerdings
von 2004, als aelter als der Chipsatz meiner Karte, so dass ich die
Tools von AIRGO nicht getestet habe.
Nach etwas Recherche im Internet fand ich heraus, dass es zwar keinen
LINUX-Treiber fuer die WPNT511 gibt, aber dass man mit einem behelfs-
maessigen Tool namens ndiswrapper den XP-Treiber benutzen kann.
Ich installierte ndiswrapper, und schliesslich wurde angezeigt, dass
der Treiber installiert und die zugehoerige Hardware vorhanden ist.
Beim Laden des ndiswrapper moduls stuerzte Linux jedoch ab. Ich
schaltete den Laptop aus, nahm die Karte heraus und bootete. Das
ndiswrapper modul liess sich diesmal laden, ohne dass Linux abstuerzte.
Allerdings stuerzte Linux sofort beim Einstecken der Karte ab.
Nach etwas Recherche im Internet fand ich heraus, dass der Absturz
moeglicherweise an den 4KStacks des Fedora-Kernels liegen koennte.
Ich compilierte einen Kernel mir 8KStacks. Das wahr auch problematisch.
Ich habe lange nach dieser Option im Fedora Kernel gesucht, bis ich
feststellte, dass bei den Fedora-Kernel-Sourcen 4KStacks unabaenderlich
eingestellt sind. Als ich dann schliesslich einen Kernel mit 8KStacks
hatte, aenderte sich an den Abstuerzen nichts. Ich versuchte noch ein
Tool namens driverloader, auch das brachte nichts. Ich ueberlegte noch,
ob ich Patches beschaffe, um einen Kernel mit 16KStacks zu installieren.
Ich schaetzte die Erfolgsaussichten als sehr gering ein, und auch
wegen der oben erwaehnten Probleme der Karte unter XP entschloss
ich mich, auf Kulanz des Haendlers zu hoffen, und die Karte gegen
ein anderes Modell unzutauschen.
3. Versuch
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Der Haendler war kulant, und ich konnte die WPNT511 gegen eine
WPN511 (mit Atheros Chipsatz) tauschen.
Unter XP lief die Karte sofort stoerungsfrei. Ich habe sie
ca. 10 mal im Sekundentakt herausgenommen und wieder eingesteckt,
ohne dass XP abgestuerzt ist. Die Einrichtung der Verbindung ging
schnell und unproblematisch.
Unter LINUX schien es zunaechst gut zu laufen. Meine obige
Mafwifi-Installation war noch vorhanden, so dass nach dem Einstecken
der Karte einige Kernelmodule geladen wurden, und zum ersten mal
zeigte kwifimanager eine betriebsbereite WLAN-Karte an. Ich konnte
sogar scannen und bekam die verfuegbaren Netzwerke aufgelistet.
Trotz dieses gewaltigen Fortschritts scheiterte der Verbindungsaufbau
an DHCP-Problemen. ("No DHCPOFFERS received.") Um es noch mal klipp
und klar zu sagen, exakt die gleiche Verbindung konnte ich am gleichen
Standort unter XP auf Anhieb problemlos aufbauen. (Unter Linux habe
ich mit meinem Laptop schon Ethernet Verbindungen ueber DHPC aufgebaut.)
Es ist mir trotz grosser Anstrengungen nicht gelungen, diese DHCP
Probleme zu loesen.
Zusammenfassung:
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Unter Windows XP ist es mir mit drei verschiedenen WLAN-Karten in
verschiedenen Netzen jeweils auf Anhieb gelungen, eine Verbindung
aufzubauen. Zwei der Karten liefen stoerungsfrei, die WPNT511 war
immerhin "eingeschraenkt benutzbar".
Unter Linux konnte ich mit identischer Hardware, in den gleichen
Netzen und an exakt den gleichen Standorten trotz mehrtaegiger
Bemuehungen nicht eine einzige Verbindung aufbauen.
Fazit:
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Unter Linux gibt es derzeit keine ausgereifte, fuer Endanwender und
Nichtfachleute praktikable Softwareunterstuetzung fuer WLAN.
Es mag sein, dass die vorhandenen Tools in einigen wenigen einfachen
Situationen problemlos funktionieren. Auf den meisten Linux-Systemen
braucht man fuer die Einrichtung von WLAN Expertenwissen, viel
Geduld und fachspezifische Englischkenntnisse. Ob es letztendlich
klappt, ist auch Glueckssache.
PS. Bitte keine Hilfsangebote. Ich habe das Thema WLAN unter LINUX abgehakt.